Klinik-Magazin der Kliniken der Stadt Köln (2002)

September 26th, 2002

Kristin Fronhoff kämpft mit Energie und Willen gegen Behinderungen

„Durch die Therapie hier habe ich echte Fortschritte gemacht“, berichtet Kristin Fronhoff, als wir sie im Neurologischen Therapiecentrum Köln (NTC) besuchen. Bis vor einem Jahr war sie bis zu vier Mal in der Woche hier, erhielt Logopädie, Ergotherapie und Krankengymnastik. Ein Teil der Behandlung findet mittlerweile in ihrer Wohnung statt. Aber der regelmäßige Besuch des NTC – jetzt in der Regel zwei Mal pro Woche – ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Therapie. Die Behandlung ist personalintensiv, bis zu drei Therapeutinnen arbeiten mit Kristin. Die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit macht Erfolge möglich. Die Therapeuten stehen in engem Kontakt, tauschen sich über ihre Erfahrungen und Fortschritte aus und behandeln teilweise gemeinsam. „Die Organisation dieser Therapien ist schon für gesunden Menschen schwierig. Termine fallen immer wieder aus, müssen verschoben werden. Innerhalb unseres Teams ist das kein Problem. Aber wie soll ein kranker Mensch, der gerade erst wieder sprechen gelernt hat, dies organisieren?“ fragt eine der Therapeutinnen. Kristin Fronhoff ist sich mit den Therapeuten und den Ärzten im NTC einig: Zu Hause wären die Fortschritte, die Kristin erreicht hat, nicht möglich gewesen.

Im vergangenen Jahr haben wir über Kristin Fronhoff, die bei den Kliniken zuletzt auf der SV-Station (Schwerverbranntenintensiv) gearbeitet hat, berichtet. Nach einem schweren Stammhirninfarkt litt sie an einem inkompletten „Locked-in“-Syndrom. Ein Kontakt war ihr nun über die Augen möglich, obwohl sie selbst die Umwelt bei vollem Bewusstsein und mit allen Sinnen wahrnahm. Mit unglaublicher Energie kämpft Kristin Fronhoff sich aus dieser erzwungenen Isolation. Ein intensives Reha-Programm hilft ihr dabei. Heute kann sie wieder sprechen, zwar leise, aber gut verständlich. Nach ihrem Infarkt konnte Kristin sich gar nicht bewegen. Heute sitzt sie selbständig in einem leichten Rollstuhl (Aktivrollstuhl), hat Rumpfstabilität, kann Finger, Kopf und Oberkörper bewegen. Ihre Bewegungsmöglichkeiten haben sich enorm verbessert. Zur Zeit übt sie mit Hilfe zu stehen und ihre Knie zu kontrollieren. Stehen – ein wichtiger Schritt, der die Perspektive und die Wahrnehmung verändert. Die medikamentöse Therapie konnte deutlich reduziert werden, dadurch verändert sich auch das Krankheitsbild. Es ist ein ständiger Prozeß, den Kristin durchlebt. Neue Fähigkeiten kommen hinzu, andere wandeln sich. Diese Erfolge sind zum großen Teil auf Kristins unbändigen Willen zurückzuführen.

Kristin lebt mit Unterstützung durch mehrere Assistenten in einer eigenen Wohnung. „Das wird vom Sozialamt gezahlt. Der Kontakt mir dem Sozialamt läuft gut, die Sachbearbeiterinnen sind hilfsbereit und wirklich daran interessiert, wie es mir geht“, lobt Kristin. Für ihre Krankenkasse findet sie allerdings kein Lob. Die Kasse hat bis heute die Kosten für die ambulante Reha im NTC seit September 2001 abgelehnt. Mittlerweile ist Kristins Mutter mit rund 60.000 Euro in Vorleistung getreten. Die Angelegenheit ist zwischenzeitlich vor dem Sozialgericht anhängig. Was Kristin dabei besonders ärgert: Bisher hat es zur Frage der Rehabilitation noch keine persönliche Begutachtung gegeben. Alle Entscheidungen sind nach Aktenlage getroffen worden. Was sagt ihre Krankenkasse dazu? Hier fehlt noch eine Stellungnahme der Krankenkasse…..

Wer sich für Kristin interessiert, sie von früher kennt oder sie heute unterstützen möchte, kann mit ihr am einfachsten per Mail Kontakt aufnehmen: anama@netcologne.de

Thomas Stiefelhagen / Monika Funken

Zusatz:

Durch meinen Stammhirninfarkt und die damit verbundene Pflege habe ich den Eindruck gewonnen, als würde ich jetzt die Pflegearbeit aus der Sicht von Patienten mit allen ihren Bedürfnissen neu kennen lernen. Auf jeden Fall vermisse ich das Krankenhaus und auch die Arbeit.  Ich bin gespannt, ob ich in diesem Bereich noch einmal werde arbeiten können.

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