Osho Times 1/2009

Januar 26th, 2009

mein zweites leben

„Entweder du kämpfst gegen das Leben und leidest oder du versuchst es anzunehmen“, sagt Anama. Hier beschreibt sie für uns, was ihr geholfen hat ihre Behinderung anzunehmen und nicht gegen sie anzukämpfen.

Denn: „Ich habe noch niemanden gesehen, der gegen das Leben gewonnen hat.“

Anama und Momo

Von Anama

Im Alter von 33 Jahren, im Jahre 2000, bin ich während des Darshans im OshoUIA Institut in Köln umgefallen. So endete von einem Moment auf den anderen mein erstes Leben. Ich hatte einen Himstamminfarkt mit nachfolgendem Locked-In-Syndrom, also einen schweren Schlaganfall, nach dem ich ein Jahr lang nur die Augen bewegen konnte. Sprechen und Schlucken sowie jede Bewegung ging gar nicht mehr. Kurz vor dem Infarkt ging es mir mental sehr schlecht. Ich wollte so gerne innerlich frei werden, wusste aber nicht wie. Also bat ich Osho in meinem Innern, mir dabei zu helfen. Die Möglichkeit, dass ich mein Leben im Rollstuhl verbringen würde, hatte ich mir vorher natürlich nicht ausgemalt. Auf jeden Fall fühlte ich mich in den ersten zwei Jahren nach diesem Schicksalsschlag einfach nur bestraft und hätte nie gedacht, dass ich diese Situation jemals für mich annehmen könnte.

Nichts war mehr wie vorher: ohne Beruf, ohne Wohnung, ohne Freund, ohne Motorrad, ohne Pferde, überhaupt ohne jegliche Bewegung, ohne Zuversicht … einfach grausam. Als ich ganz unten war, lernte ich zum Glück Samarpan kennen. Zu Beginn war ich sehr misstrauisch, aber durch seine vielen E-Mails innerhalb der nächsten zwei Jahre änderte sich ganz langsam mein Blickwinkel auf das Leben. Überhaupt kommt er mir so vor, als wäre er ein Geschenk Oshos, so wie einige andere auch.
Ich hatte das Gefühl, Osho hätte mich unter seine Fittiche genommen. Samarpan hat mir gezeigt, dass es in jeder Angelegenheit zwei Seiten gibt: eine scheinbar positive und eine scheinbar negative. Durch ihn habe ich gelernt (und lerne immer noch) in der scheinbar negativen Seite das Positive zu sehen.  Auf mein Leben bezogen ist es z.B.,so dass ich michjetzt eher über kleine Sachen freuen kann und viel mehr Zeit mit mir und für mich verbringen kann. Weiterhin lerne ich unentwegt, bei mir zu bleiben, meine Gefühle zuzulassen und mich nicht mit blindem Konsum oder Ähnlichem abzulenken.
Obwohl ich vom Kopf her wusste, dass Luxusgüter mich nicht glücklich machen würden, hatte ich mir so viel wie möglich angeschafft, um ein glücklicherer Mensch zu werden. Natürlich hat das nicht funktioniert. Heute lebe ich in meiner eigenen Wohnung, Assistenten unterstützen mich vierundzwanzig Stunden pro Tag. Bei mir leben außerdem noch zwei Katzen und ein Langhaar-Collie namens Momo, ein eigens für mich ausgebildeter Behindertenbegleithund. Es erscheint fast wie ein Wunder, auf welch verschlungenen Pfaden dieser Hund zu mir gekommen ist. Anfangs schien das unmöglich zu sein – sowohl von der finanzierung her als auch daher, dass ich so leise spreche und mich nicht bewegen konnte. Aber ohne große Mühe hatte ich nach zwölf Wochen viele tausend Euro zusammen, zum Großteil durch Spenden, die auf Konzerten von Deva Premal und Miten gesammelt worden waren. Erstaunlich ist, dass Momo ausschließlich auf mich hört, obwohl meine körperlichen Gegebenheiten auf den ersten Blick dagegen sprechen.  Aber wenn das Leben sich für etwas entscheidet, dann richtet es das auch so ein, dass es funktioniert.
So erstaunt es mich immer wieder positiv, wie gut das Leben für jeden von uns sorgt, auch wenn man das nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Letztendlich hat man ja immer nur zwei Alternativen: Entwederkämpft man gegen das Leben an und leidet, oder man versucht es anzunehmen und lässt alles Kämpfen. So habe ich mich damals ganz pragmatisch dafür entschieden, meine Behinderung möglichst anzunehmen und nicht gegen sie anzukämpfen. Ich habe noch niemanden gesehen, der gegen das Leben gewonnen hat.
Natürlich ist es nicht immer einfach. aber so ist das nun mal.

2 Kommentare “Osho Times 1/2009”

  1. Deysi sagt:

    Anama ich bin aus zufall auf deine Seite gekommen und um so erfreuter zu lesen das manauch aus solch einer erkrankung mit viel zeit und professionelker hilfe wieder am leben teilhaben kann. Ich bin positiv ueberwaeltigt. Da wir im 5. Monat sind und auch wir bei Frau Doktor von Helden in der Früh Reha waren wuerde ich gern wissen welche Einrichtungen deinerseits erfolgten, denn genau diese haben auswirkungen auf den heilprozess.

    Ich wuerde mich ueber eine antwort warnsinnig freuen da diese ein weiteres leben eine chance dabieten wuerde.

    Die herzlichsten Grüße,

    Deysi

  2. Christine sagt:

    Liebe Anama
    Eigentlich habe ich den Bericht in ML MonaLisa fast verpasst, was jedoch im Zeitalter des Internet kein Problem mehr ist. Kurz ZDF eintasten und schon findet man die gewünschten Informationen/Berichte.
    Es ist mir ein Anliegen, kurz mitzuteilen, wie sehr ich Deine strahlenden Gesichtszüge bewundere. Dein Leben wurde ja wirklich von einem Moment zum anderen völlig aus den Angeln gehoben und Du musstest so sehr kämpfen! Du gibst mir Kraft auch meiner Lebenssituation die Stirn zu bieten und ich werde mich auch wieder zu einem glücklichen Menschen hochkämpfen, denn im Moment scheine ich immer noch an einer Kreuzung zu stehen und muss mich entscheiden, wohin ich gehen soll.
    …Fast hätte ich jetzt angefangen, Dir meine Lebensgeschichte zu schreiben, sosehr hat mich Dein Gesicht gefangen. Dabei wollte ich nur schnell mitteilen, wie sehr ich bewundere wie Du mit dem Schicksal umgehst.
    Viele liebe Grüsse aus Dänemark
    Chrigi

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